ASL Live 2015

ASL Live 2015

August 15, 2015 ASL-Live 0

Tag 7 – 15. August

"Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie." - Albert Einstein

Meine heutige Beute hatte ich sorgfältig ausgewählt. Eine große Gruppe von Menschen und scheinbar verrückt, wenn ein oder zwei auf mysteriöse Weise verschwänden, würde das wohl kaum auffallen. Doch heute wollte ich nur beobachten, um mehr über die Verhaltensweise dieser seltsamen Kreaturen herauszufinden, die sich selbst als ASL-ler bezeichnen.
Bereits um halb neun Uhr morgens schienen die älteren von ihnen ein Weckritual zu zelebrieren, welches als infernales Getöse nach draußen drang. War das Musik? Waren das die Schreie der gefolterten Jungtiere?
Meine Schuppen erschauderten beim Anblick dieser Humanoiden, als sie sich um zehn Uhr aus ihrem Bau trauten. Hocherfreut stellte ich fest, dass sie eine Art von Uniform zu tragen schienen, das würde mir die Verfolgung erheblich erleichtern.
Schon bald war mir klar, was ihr Ziel war: Ein Schlängeldings, auf dem man mit einem komischen Gefährt einen Berg hinunterrast. Auf dem Weg dorthin war die Stimmung ausgelassen, aus einem seltsamen Kasten drangen Töne, viele sangen (schief) mit. Mich bemerkte niemand, aber wer achtet schon auf einen unschuldigen Thunfisch, der hinter dem Baum hervorlugt?
Ich werde nie verstehen, warum sich menschliche Wesen entgegen jeder Vernunft in Gefahren, von Sommerrodelbahnen und von abenteuerlichen Mountainbikestrecken stürzen. Ich hoffe, die Kratzer haben meine zukünftigen Opfer so weit geschwächt, dass ich bald zuschlagen kann. Ich kann meine Gier auf frisches Fleisch kaum bändigen. Dieser intensive, einmalige Geruch des Blutes… herrlich!
Ich fürchte allerdings, unsere bevorzugte Tarnung als Schaf ist im Laufe des Tages aufgeflogen, als meine Thunfischgenossinnen und -genossen und ich von ein paar Teilis misstrauisch und mit kritischem Blick beäugt wurden.
Zurück in ihrem Bau gab es gegrilltes Essen (ich selber kann es auch kaum noch erwarten!) und anschließend großen Mist. Alle scheinen sich jedoch prächtig amüsiert zu haben, als sie Vorträgen über Mundhygiene in der DDR, Klimaschutz aus der Sicht von Marsianern und Fußpilz von Gravitationswellen lauschen durften. Äußerst merkwürdig.
Ich habe genug erfahren. Vielleicht wird das Lagerfeuer kurz nach Mitternacht eine Möglichkeit zum Angriff bieten. Wir werden sehen.
Ich habe Hunger – auf Leiter…

Aus den Chroniken eines Thunfisches des Landes Niedersachsen, übersetzt von Bea, Marvin und Hannes